Immer wenn man glaubt, es geht nicht noch schlimmer, geht es doch schlimmer

Gestern, 27. August, erst die Meldung eines Flaschenkätzchens, alleine, ohne Mutter. Eine 90jährige Frau hat es versucht zu füttern. Da ich ja nachts eh aufstehen muss, um den vier Augenkätzchen Salbe zu geben und sie zu fütern, hab ich gesagt, ok, ich nehme es, auf ein weiteres Mäulchen kommts nicht an. Und er wäre dann auch nicht alleine, sondern könnte zu den anderen. Nun ist das Kätzchen aber sehr klein, unterernährt und voller Flöhe. Also separieren erst mal und päppeln und kämpfen. Es heisst Malika in Erinnerung an eine liebe Katze einer Freundin, die gestern eingeschläfert werden musste.

Zwei Stunden später, die Frage der benachbarten Tierschutzorganisation. Schlimm aussehendes Augenkätzchen im Nachbarort. Und noch drei weitere, die besser aussehen. Ich überall rumgefragt, alle Pflegestellen voll bei allen Tierschutzvereinen. Als ich dann hörte, an dem Kranken wären schon die Fliegen zu Gange, hab ich gesagt, das bedeutet akute Lebensgefahr, man muss handeln. Her damit. So einfach war es dann doch nicht und wir sind den ganzen Abend damit beschäftigt gewesen, die Bande einzufangen. Das kranke Kätzchen lag unter einem Stein, wir dachten, es sei tot. Es hat sich nicht mehr bewegt. Aber dann hat es doch den Kopf gehoben und wir sind mit allen vieren heim. Sabine versucht die Mutter einzufangen, damit sie kastriert wird.

Daheim sah ich dann das ganze Ausmaß. Schaut selbst. Dazu ein Loch am Kopf, in dem sich Maden tummelten, die ganze Katze übersät mit Fliegeneiern. Total ausgetrocknet und unterernährt. Ich hab in der Tierklinik angerufen und gesagt, Herr Dr. Grappendorf, diesmal gehts nicht mehr, die Maden sind sicher schon in den Augen oder gar im Gehirn. Er meinte dann, die wären nur in der Wunde, nicht tiefer und ich soll sie absammeln mit der Pinzette. Jens und ich haben dann erst mal das Kätzchen stabilisiert. Ich hab dann die halbe Nacht Maden rausgezogen und es versorgt. Ein weiteres Kätzchen mit einem Augentumor. Die anderen beiden sind fit und konnten heute zu einer Dame umziehen. Dazu noch das kleine Flaschenkätzchen. Ich habe diese Nacht gar nicht geschlafen, die Nächte davor mit Unterbrechungen und so wird es die Tage weiter gehen. Und am nächsten Samstag Prüfung vor dem Berufsverband, das kann ich knicken. Aber ich fahr trotzdem hin, die praktische Prüfung werde ich schon bestehen. Die mündliche vielleicht auch, die schriftliche wahrscheinlich nicht.

Ich bin ziemlich kaputt wie man sich vorstellen kann. Und hoffe einfach, dass es das jetzt war, denn noch mehr geht nicht, es ist jetzt schon viel zu viel. Ich kann das Elend nicht mehr ertragen. Und es ist nicht weit weg, sondern in meiner Nachbarschaft. Schlimm, ganz schlimm.

Bitte drückt die Daumen, dass es alle schaffen. Ich bin zuversichtlich und kämpfe mit aller Kraft und Katzenkrankenschwester-Tricks. Aber Glück brauchen sie trotzdem. Und viele gute Gedanken.