Scheuer Rhöntiger Sammy

Sammy wurde zusammen mit seinem Bruder Freddy und einem weiteren Geschwisterchen in einem kleinen Dorf in der Rhön geboren. Die Mutter einer Freundin hat die Katzenfamilie gefüttert. Dem Nachbarn hat das nicht gefallen und er hat auf die Katzen geschossen. Das Geschwisterchen von Sammy und Freddy wurde getötet, Sammy hat ein Auge verloren. Die Mutter der Freundin hat mich dann gebeten, die Katzenfamilie aufzunehmen. Und so kamen sie zu uns, das war im Jahr 2008. Sammy wurde mit einer Fuchsfalle eingefangen. In dieser hing eine Kette, in der sich Sammy verfangen hatte. Als er in der Falle bei uns ankam, hing er fast bewusstlos in dem Käfig. Sammy hat wohl damals beschlossen, den Menschen nicht mehr zu vertrauen. Sein Bruder Freddy ist etwas zutraulich geworden im Laufe der Zeit, aber Sammy war und blieb sehr scheu und somit unvermittelbar. Beide Rhöntiger sind dann mit uns umgezogen und leben hier mit uns zusammen. Die Mutter mussten wir wieder zurück tun, sie ist uns die Wände hoch gegangen.

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Freddy geht durch die Haustüre in den ungesicherten Freigang. Jeden Abend geht er raus und steht morgens pünktlich um 7:00 Uhr vor der Türe. Sammy geht in den Garten, springt aber über den Elektrozaun (was ein Glück sonst keiner nachmacht). Er will kommen und gehen, wann es ihm passt.

Sammy hat schon einige seiner sieben Leben verbraucht. Das letzte Mal war er am Bein verletzt und kam erst nach Hause, als er nicht mehr konnte.
Vor kurzem war Sammy 14 Tage verschwunden, wir haben ihn in der Zeit nur einmal kurz gesehen. Als er dann endlich im Garten war, haben wir gesehen, er muss ein großes Problem im Maul haben. Er war total abgemagert und struppig, liess sich aber nicht einfangen. Einen Tag später kam er dann freiwillig ins Haus. Wir konnten ihn in ein Zimmer einsperren, wo ich ihn einfangen und ihm Medizin geben konnte. Er hat aus dem Maul geblutet und stark gesabbert, der ganze Kiefer war geschwollen. Nachdem der Doc in der Tierklinik nicht da war, haben wir Sammy dann zu unserem alten Tierarzt nach Meiningen gebracht. Als Sammy in Narkose lag, hat man das ganze Ausmaß gesehen: Der untere Kiefer komplett entzündet und vereitert – FORL. Das ist eine Krankheit, die uns bis jetzt noch nicht getroffen hatte, die aber sehr heimtückisch ist, zerstört sie die Zahnwurzel der Katzenzähne. Aber so, dass man es erst dann merkt, wenn plötzlich der Zahnhals und der Nerv frei liegen. Denn dann hat die Katze unsägliche Schmerzen. So wie Sammy, der sich daraufhin verkrochen hatte und erst gekommen ist, als er gar nicht mehr konnte.

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Ein Glück ist Dr. Trong ein sehr geschickter Operateur und konnte alle Zähne ziehen und auch einen Teil des zerstörten Kiefers entfernen.
Da Sammy noch Schmerzmittel brauchte und ich es als zu stressig empfunden habe, ihn jedes Mal mit Kescher einzufangen, um ihm Medizin zu geben, hatten wir Sammy in einen ganz großen Käfig in der Waschküche getan. Aber für Sammy war es furchtbar da drin, er hat versucht, rauszukommen und hat randaliert. Also doch wieder ins Gästezimmer. Auch da wollte er auf keinen Fall bleiben. Er hat mich so verzweifelt angeschaut, dass ich ihn dann doch rausgelassen habe.
Und dann, am nächsten Tag, habe ich gestaunt. Es maunzelt, Sammy kommt ins Haus und geht hinauf ins Gästezimmer. Von alleine. Ich hinterher, schnell die Türe zugemacht, Napf mit hochkalorischem Päppelmatschfutter gefüllt, Medizin rein und hingestellt. Und Sammy hat es gefressen. Komplett. Dass er überhaupt wieder fressen konnte, war für mich ein Wunder. Und dass er freiwillig ins Gästezimmer kam, um seine Medizin zu fressen, war ein noch viel größeres.
So haben wir es dann ein paar Tage gemacht. Sammy kam, ich habe ihn oben gefüttert, er hat sich ausgeruht und dann ist er wieder los.
Mittlerweile geht es ihm viel besser, er kann wieder fressen, auch ohne Zähne.
Und ich bin sehr zuversichtlich, dass er wieder ein glücklicher, stolzer und freier Rhöntiger sein wird. Und den Mäusen werde ich nicht verraten, dass sie sich nicht mehr vor ihm fürchten müssen, da er nun ein zahnloser Tiger ist…