Geliebter Isi,
Du warst eine der wenigen Katzen, deren Geburtstag wir wissen. Denn als Du zu uns kamst, warst Du ein Tag alt. Zwei Mädchen haben Dich, Deine Schwester und noch zwei tote Geschwisterchen gefunden und zu meiner früheren Tierärztin gebracht. Wir waren mitten im Umzug und eher zufällig da. Oder war es kein Zufall?
Seitdem warst Du bei uns und hast dazugehört. Das Schwesterle ist wenige Stunden später gestorben. Aber Du wolltest leben.
Da Du ohne Geschwister aufgewachsen bist, haben wir Dich immer bei uns gehabt, Tag und Nacht. Wenn wir noch an den alten Standort gefahren sind, um Hochzeiten auszurichten, warst Du einfach dabei, Du hast ja schliesslich Dein Fläschchen gebraucht. So wie Du immer dabei warst, jeden Tag, die letzten sechseinhalb Jahre, wie ein Schatten.
Bald warst Du ein großer Kater, ein Riese. Ein gutmütiger Riese. Der gutmütigste und liebste Kater, den man sich vorstellen kann. Wer Kuscheleinheiten brauchte, kam zu Dir. Du hast alle neuen Katzen und insbesondere Katzenkinder willkommen geheissen und warst der Mittelpunkt der Katergang.
Mich hast Du nicht so gemocht, Du warst der Kater Deines Herrchens. Dein Körbchen war bei ihm auf dem Schreibtisch und Du hast bei ihm im Bett geschlafen. Vielleicht weil ich immer gesagt habe, Isi, Du bist ein Dummerle. Weil Du Dich nicht geputzt hast, weil Du nie gelernt hast, durch die Katzenklappe zu gehen, weil Du zwar durch das Gitter runter in den Keller gekommen bist, aber nicht wieder zurück. Wie oft bin ich nachts aufgestanden, um Dir das Gitter wieder aufzumachen, denn Du bist halt auf der Treppe sitzen geblieben und hast gejammert. Im tiefen Vertrauen darauf, dass schon jemand kommen würde, Dich wieder hoch zu lassen.
Am 23. Dezember 20169 hattest Du einen Krampfanfall. Wir haben vorher schon gemerkt, dass was nicht stimmt mit Dir, wir dachten, Du hast Zahnweh. Anfang Dezember hatten wir einen Termin, Zähne ziehen. Aber ich war krank und wir mussten das verschieben. Die Zähne waren Deine Schwachstelle, sonst warst Du immer gesund und munter und selbst die größten Rotznasen haben es nie geschafft, Dich anzustecken. Nur einmal als junger Kater hattest Du allerdings auch einen Krampfanfall, hast lange danach gehumpelt. Wir haben Dich damals komplett durchchecken lassen, ohne Befund. Der Doc meinte, ein Simulant….
In der Nacht vom 23. auf den 24. Dezember 20169 kam der zweite Anfall. Wir sind mit Dir in die Tierklinik gefahren, aber da war man schon in Weihnachtsstimmung und wir sind unverrichteter Dinge wieder heimgefahren. Wir haben dann bei meiner Tierärztin Blut nehmen lassen, aber es war alles ok. Wir haben dann noch auf alle möglichen Sachen testen lassen, ohne Ergebnis. Du hattest neurologische Störungen und verminderte Reflexe. Seitdem hast Du auch nicht mehr gefressen. Aber als Flaschenkind hast Du brav die Flüssignahrung mit Spritze geschluckt. Am 2. Januar 20147 kam der dritte Anfall. Dann kam noch ein eitriges Auge dazu und eitriger Nasenausfluss, einseitig, das bedeutete nichts Gutes. Du bekamst verschiedene Medikamente, aber nichts hat angeschlagen. Der Verdacht Tumor hat sich immer mehr erhärtet.
Am Wochenende haben wir dann gemerkt, Du wirst schwächer. Heute früh hast Du uns begrüsst wie immer und wir haben wieder Hoffnung geschöpft. Dann hab ich gemerkt, es stimmt wieder was nicht. Ich hab Dich in Dein Körbchen gelegt, da bist Du liegen geblieben und warst nicht mehr ansprechbar. Meine TÄ kam und hat Dir geholfen, Deine letzte Reise ohne Schmerzen und Angst anzutreten, wofür wir ihr sehr dankbar sind.
Isi – es ist nichts mehr so wie es war. Du hinterlässt eine Lücke, eine entsetzliche Lücke. Wir sind untröstlich.