Vor knapp vier Wochen meinte Jens, ich glaube, wir haben einen Einbrecher. Im Garten hat er eine Katze gesehen, von der er meinte, sie gehöre nicht zu uns. Gut, bei so vielen kann man ja mal den Überblick verlieren. Ich habe mich auf die Lauer gelegt, tatsächlich, ein Einbrecher. Sehr sehr scheu, in keinem guten Zustand. Wir haben dann den Elektrozaun ausgemacht, damit er wieder rauskonnte. Am nächsten Tag haben wir ihn wieder gesehen. Er wollte nicht weg.
Wir haben dann versucht, ihn einzufangen, aber wir kamen nicht mal ganz grob in seine Nähe. Und Falle geht ja bei uns im Garten auch nicht, denn da sitzen dann gleich die anderen drin.
Wir haben draussen Futter hingestellt und auch ein Häuschen, damit er dort fressen konnte. Aber es saß meist die dicke Annie drin.
Wir haben mehrfach den Garten abgesucht. Aber bei 5.000 qm Naturgarten mit hohem Gras und Büschen ein Ding der Unmöglichkeit, eine scheue Katze einzufangen.
Irgendwann kam er dann auch nicht mehr und wir dachten, gut, ist wieder raus, zumal wir den Zaun ja immer wieder ausgemacht hatten. Aber ich hab immer wieder gesucht, denn irgendwas stimmte nicht mit ihm, er bewegte sich wie eine blinde Katze.
Letzten Dienstag dann saß der Einbrecher unter dem Glasdach in einem Körbchen. Ganz schwach. Wir haben den Kescher geholt und zack, hatten wir ihn. Gewehrt hat er sich nicht groß. Wir haben ihn ins Bad gebracht und wollten am nächsten Morgen mit ihm in die Tierklinik zur Untersuchung, denn anfassen ging ja vermutlich nicht.
Ich hab dann nach einem Chip geschaut (ich habe ja ein Lesegerät). Und plötzlich fängt der Einbrecher an zu schnurren. Und ich konnte schauen, was los ist.
Der Einbrecher ist eine Einbrecherin. Schon älter, zahnlos, fast blind und fast taub. Nicht verletzt, kein Tatoo. Nur noch 1,8 kg, komplett abgemagert und ausgetrocknet. Ich hab sie dann erst mal mit Infusionen versorgt, denn fressen konnte sie nicht. Man muss ja auch sehr vorsichtig sein, man darf nur ganz wenig auf einmal füttern und nur spezielles Futter.
Ich hab nachts immer wieder nach ihr gesehen. Geschaut, dass sie warm und trocken ist. Und am nächsten Morgen hat sie das Köpfchen gehoben und dann wusste ich, ok, da ist noch Lebenswillen in dem Kätzchen.
Wir haben dann mit Infusionen weitergemacht und sie bekam Flüssigfutter. Jeden Tag ging es ihr ein bisschen besser.
Heute kann man sagen, ist sie munter. Sie geniesst die Fürsorge und ein sicheres und sauberes Plätzchen zu haben. Klar, sie hat Angst, man merkt ihr ihr Leben auf der Straße an. Aber sie vertraut mir auch und wenn ich sie streichle, schnurrt sie.
Sie ist natürlich als Fundtier gemeldet, aber ich denke, sie hatte noch nie ein Zuhause.
Wenn ein vor allem älteres Tier in so einem schlechten Zustand war, kann immer noch alles passieren. Aber wir sind ganz zuversichtlich, dass es gut ausgeht.
Generell geht in diesem Jahr alles gut aus. Wir aben seit Isis Tod keine Katze mehr begraben müssen. Und vor allem ist es ein bisschen ruhiger. Bis jetzt habe ich Katzenkinder immer an andere Vereine „abgeben“ können. Ich hoffe, das bleibt so. Denn wenn alles voll ist, muss ich natürlich selber welche aufnehmen. Und nach dem Horror-Jahr 2016 wünsche ich mir für dieses Jahr mal Ruhe. Und toitoitoi, hier ist es überall ruhig, auch bei anderen Vereinen. Hoffen wir einfach mal, es bleibt so.